Einen Bericht zur aktuellen Flüchtlingssituation in Haltern am See gab der Erste Beigeordnete Hans-Josef Böing in der letzten Ratssitzung. Für ihn steht dabei außer Frage, dass "für uns auf der örtlichen Ebene nach wie vor bleibt, trotz aller Meinungsverschiedenheiten eine Lösung zu bekommen, mit der wir Städte und unsere Stadt Haltern am See zurechtkommen können". Wichtig sei dabei, eine möglichst frühe Integration der Menschen, die bleiben dürfen, zu erreichen. "Und natürlich hätten wir gern die rechtlichen und finanziellen Mittel dafür, dass das gelingt."
Für den Sozialdezernenten steht ebenso fest, dass auf der staatlichen Ebene erreicht werden müsse, dass nur die Asylbewerber in die Städte kommen, die eine realistische Bleibeperspektive haben. Böing nannte zudem die aktuellen Zahlen: Derzeit leben 472 Flüchtlinge in Haltern am See, davon sind 134 minderjährig. Von den 472 Flüchtlingen kommen 212 aus den Balkanstaaten. Hinzu kommen die etwa 200 Personen, die in der Unterkunft des Landes im Camp Borkenberge in Sythen leben.
Die Stadtverwaltung, so Böing, ist stets auf der Suche nach neuen Unterkünften. Dazu zählt, dass kürzlich die Verträge mit dem Jägerhof in Flaesheim unterschrieben worden sind. Außerdem ist man bemüht, an der Wasserwerkstraße und am Alisowall Unterbringungsmöglichkeiten zu schaffen. Dazu Böing: "All das läuft immer mit ein paar Wochen Vorlauf ab, in denen vertragliche, bautechnische und andere Fragen gelöst werden müssen, und das passiert natürlich als Gemeinschaftsaufgabe unserer ganzen Stadtverwaltung." Böing berichtete auch von intensiven Gesprächen mit der Schulleitung der Erich-Kästner-Schule. Derzeit (Schuljahr 2015/16) sind dort 49 Schülerinnen und Schüler, im Schuljahr 2016/17 wahrscheinlich 33 und zum Schuljahr 2017/18 nur noch etwa 20 im Schulgebäude. Böing: "Das Ergebnis dieser Gespräche ist, dass die Förderschule bis zu ihrem Auslaufen im Sommer 2017 an ihrem jetzigen Standort verbleiben kann, aber der Schulbetrieb nur noch auf einer Etage des Gebäudes beschränkt wird und der Rest des Gebäudes dann für die Unterbringung von Flüchtlingsfamilien und die Arbeit mit Flüchtlingen zur Verfügung steht. Die sanitären Anlagen können dabei in einer Weise genutzt werden, dass der Vereinssport - und es gibt einige Vereine, die einen Großteil ihrer Stunden und damit ihre Existenz in eben dieser Halle haben - nicht eingeschränkt werden muss."
Bekanntlich wird die Martin-Luther-Grundschule im kommenden Sommer freigezogen. Dort könnten, so Böing, dann möglicherweise auch Flüchtlinge untergebracht werden. Er sprach sich auch sehr deutlich für ein beschleunigtes Asylverfahren aus. "Bei schnellerem Abschluss der Verfahren haben die Flüchtlinge mit guter Bleiberechtsperspektive (z. B. Syrien, Irak, Eritrea) schneller Anspruch auf Leistungen des SGB II. Hierdurch verkürzt sich die Bezugsdauer im ASylbLG. Durch die Verpflichtung von Asylbewerbern aus sicheren Drittstaaten sowie der Folgeantragsteller zum Aufenthalt in entsprechenden Aufnahmezentren fände eine wesentliche Entlastung der Kommunen statt, da sämtliche Asylbewerber aus den Balkanstaaten einschließlich derjenigen, die jährlich im Bundesgebiet Asyl beantragen, nicht mehr den Gemeinden zugewiesen würden. Dieser Personenkreis macht in Haltern am See aktuell immer noch etwa 46 % der im Leistungsbezug nach dem AsylbLG stehenden Personen aus.
Böing bedankte sich erneut bei allen Menschen, ob haupt- oder nebenamtlich, die "uns bei der Arbeit mit den Flüchtlingen helfen und unterstützen. Auch diese Hilfsbereitschaft zeichnet unsere Stadt Haltern am See aus."